„BIM ersetzt das Denken nicht!“

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BIM EBZ Business School Projektentwicklung
Bildquelle: Niko Korte www.pixelio.de

„BIM ersetzt das Denken nicht!“

Das Building Information Modeling, kurze BIM, wurde auf der digitalen Beiratssitzung des Studiengangs Projektentwicklung der EBZ Business School zum Thema. In einer interessanten Diskussion schilderten die Beiräte, sämtlich renommierte Architekten und Projektentwickler, ihre (leidigen) Erfahrungen mit BIM in der Praxis. Eine Anregung für die Vertreter der Bochumer Immobilienfachhochschule, BIM noch stärker im Studium zu berücksichtigen.

Für Architekten, Ingenieure, Techniker und Städteplaner scheint BIM – das Software-basierte Building Information Modeling – das Tor zur digitalen und damit einer „besseren“ Zukunft weit aufzustoßen. „Besser“ meint hier vor allem effizienter, anschaulicher, intelligenter, planungsfreundlicher. BIM visualisiert große Bauvorhaben in 3D und vernetzt von der Planung über die Baukoordinierung bis zur Bewirtschaftung alle Datenströme. Allerdings scheint der Einsatz nicht ohne Tücken zu sein. In der Diskussion wurde festgestellt, dass es mit dem Einsatz von BIM nicht genauer wird mit der Planung, sondern dass es – genauso wie zuvor ohne BIM – teilweise große Schwankungen gibt. In die Runde wurde die Frage gestellt, wie BIM in der Praxis wirkt und welche Erfahrungen die Beiratsmitglieder gemacht haben.

Prof. Dipl.-Ing. Architekt Andreas M. Krys, Studienleiter Projektentwicklung an der EBZ Business School, bestätigte die Einschätzung, dass BIM hochkomplex sei. „Das ist nicht einfach eine Software, die ein bisschen schwierig im Handling ist. BIM ist in erster Linie eine Abstimmung von unternehmerischen Philosophien und Strukturen, die man darstellen muss. Wir bemühen uns sehr, das in unseren Studiengängen präsent zu machen. BIM ist – was das Thema Digitalisierung in der Planungswelt angeht – das dickste Brett, das noch zu bohren ist.“

„BIM ersetzt das Denken nicht!“ Mit diesem Satz deutete Architekt Prof. Jan Kleihues, Kleihues + Kleihues Architekten, Berlin, an, dass er häufig mit Problemen beim Einsatz von BIM konfrontiert wird. „Obwohl sich die unterschiedlichen Planer „koordinieren“, tauchen im Modell Kollisionen auf, die dann trotzdem häufig ignoriert werden. Das hat sicher auch damit zu tun, dass man in der Leistungsphase 2 schon wissen muss, was in Leistungsphase 5 passiert, weil es sonst nicht funktioniert.“ Grundsätzlich gebe es sowohl auf Auftraggeber- wie auf Auftragnehmerseite noch ein riesiges Unwissen in Bezug auf BIM.

Martin Dornieden, Geschäftsführer der DORNIEDEN Gruppe, sagte: „Man sieht an den laufenden Diskussionen in der Branche, dass BIM ein immer wichtigeres Thema wird. Dennoch sehen wir, dass der Bausektor bei der konsequenten Einführung von BIM noch ganz am Anfang steht. Dies liegt vor allem daran, dass BIM nicht einfach nur ein 3D-Planungstool ist, sondern vielmehr eine komplexe Methode zur vernetzten Planung und Ausführung von Gebäuden. Häufig wird unterschätzt, dass die erfolgreiche Einführung im Unternehmen parallel umfangreiche Anpassungen von Prozessen und Organisationsstrukturen erfordert.“

Prof Krys konnte berichten, dass es gelungen ist, die Studierenden der EBZ Business School bei BIM mitzunehmen. „Außerdem sind viele der jungen Leute schon in Unternehmen tätig und es ist sehr interessant zu erleben, dass in Lehrveranstaltungen ein reger Ehrfahrungsaustausch über BIM stattfindet.“ Aber er räumte ein: „Wir nehmen auf Basis der Diskussion in dieser Runde zur Kenntnis, dass wir BIM im Studium noch intensiver behandeln müssen.“

Prof. Dr. Daniel Kaltofen, Rektor der EBZ Business School, schloss die Beiratssitzung mit dem humorigen Vorschlag, das Thema BIM mit dem Jugendwort des Jahres 2017 zu kombinieren, um den Studierenden den Zugang zur Bauwerksdatenmodellierung zu erleichtern. Tatsächlich klingt „I bims“, die in der Jugendsprache geläufige, bewusste Falschschreibung von „Ich bin’s“, fast so wie BIM. Darin freilich dürften sich die Gemeinsamkeiten erschöpfen.